Olympia 2024: Kanuten Jacob Schopf und Max Lemke gewinnen Gold im Kajak (2024)

Die Luft war alles andere als raus. Nur einen Tag nach ihrem knappen Sieg im Kajak-Vierer jubelten Max Lemke (27) und Jacob Schopf (25) schon wieder über Gold. Mit der Medaille vom Vortag im Kopf paddelten sie am Freitag ganz befreit los.

Der Unterschied aber: Diesmal saßen die deutschen Kanuten nicht mehr zu viert im Boot, sondern nur noch zu zweit. „Der Hauptfokus lag nur auf dem Vierer“, sagte Schopf nach dem zweiten Gold-Rennen, „klar haben wir uns gestern sehr gefreut und wollten am liebsten feiern. Aber wir sind professionelle Leistungssportler und haben es bei einem alkoholfreien Bier belassen.“

Die eine oder andere Anekdote unter Teamkollegen sei aber noch ausgetauscht worden. „Die goldene Medaille um den Hals zu bekommen, war ein Traum, den habe ich mir erfüllt“, hatte Schopf bereits nach dem Vierer-Coup erklärt.

Tränen bei der Siegerehrung

Kurz zuvor waren ihm bei der Siegerehrung die Tränen übers Gesicht gelaufen, die zeigten, „wie viel da drin steckt“. Nach ein wenig Regeneration habe die Konzentration allein dem zweiten Medaillenrennen im Stade Nautique von Vaires-sur-Marne gegolten.

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Die beiden jüngeren Kanuten des deutschen Quartetts hatten schon im Halbfinale am Vormittag deutlich gemacht, dass ihnen ein Sieg nicht reichte. Auch im Endlauf führte das Duo von Beginn an und gewann mit Abstand.

Die routinierteren Max Rendschmidt (30) und Tom Liebscher-Lucz (31) dagegen hatten es schon im Halbfinale spannend gemacht und waren nur als Vierte in den Endlauf eingezogen. Auch dort fehlte von Beginn an der Kontakt zur Spitze des Feldes.

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Für Schlagmann Rendschmidt, der bisher jedes seiner Final-Rennen bei Olympischen Spielen gewonnen hatte, in Rio und Tokio, hätte es die fünfte Goldmedaille werden können. Stattdessen endete die Fahrt auf Platz fünf. „Man kann nicht immer gewinnen und muss auch mal akzeptieren, dass die anderen besser sind“, sagte er. „Für ganz vorne hat es nicht gereicht, weil wir nicht schnell genug waren.“

Sein Partner Tom Liebscher-Lucz war sich nach dem Sieg im Vierer schon sicher gewesen: „Die Goldmedaille liegt bei jedem auf dem Nachttisch. An der Startlinie haben wir alle Vier die Goldmedaille in der Tasche, die anderen nicht. Der Druck ist bei den anderen.“

Paszek und Hake bangen um Bronze

Innerhalb von gut dreißig Minuten hatten die deutschen Kanuten am Vortag Gold und Silber in den Vierer-Booten gesammelt. Die nächste glänzende halbe Stunde für den Deutschen Kanu-Verband (DKV) eröffneten am Freitag Paulina Paszek und Jule Hake – und machten es dabei mehr als spannend. Gleichauf mit den beiden ungarischen Booten waren sie nach 500 Metern ins Ziel gekommen.

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Die Bilder ähnelten jenen des Vortags, als das Rennen der Männer erst im Fotofinish entschieden worden war und die Deutschen zittern mussten. Diesmal zog sich der Moment aber so lang, dass Paszek es kaum aushielt. Die Hände vor dem Gesicht zu Fäusten geballt, die Zähne darin vergraben, hockte sie auf dem Boden und wartete, hoffte, dass es für eine zweite Medaille reichen würde.

Jule Hake wirkte daneben entspannter, als sei sie sicher, dass es reichen würde. Dann signalisierte ein Jubelschrei, dass die Entscheidung gefallen war: zweimal Bronze, eine für das deutsche Duo und eine für die Ungarinnen Noemi Pupp und Sara Fojt.

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„Ich habe versucht, der Fels in der Brandung zu sein, weil ich wusste, wie hart es für Paulina ist“, beschrieb Hake, wie es ihr in den bangen Minuten ergangen war. Als die Erfahrenere der beiden habe sie sich vorstellen können, wie schwierig es für Paszek gewesen sei, die ihre ersten Olympischen Spiele bestreitet.

„Es war eine Achterbahn der Gefühle“, sagte Hake, „jetzt bin ich sehr froh, das Podium mit den Ungarinnen zu teilen.“ Silber ging an das zweite ungarische Duo Tamara Csipes und Alida Dora Gazso. Unangefochtene Siegerinnen waren Lisa Carrington und Alicia Hoskin aus Neuseeland, die am Vortag schon im Vierer triumphiert hatten.

Olympische SommerspieleMedaillenspiegel

Einen krassen Kontrast zu den fröhlichen Gesichtern der beiden Doppel bildete das des erfahrensten Kanuten im deutschen Team. Sebastian Brendel, der dreimalige Olympiasieger, wurde im Finale der Einer-Kanadier über 1000 Meter Letzter. „Damit muss ich erstmal klarkommen“, sagte der 36-Jährige und suchte nach einer Erklärung: „Die Bedingungen haben nicht so mitgespielt.“

In der Tat waren im Vergleich zum Vortag starker Wind und Wolken über dem Stade Nautique aufgezogen. „Im Zwischenlauf war der Wind noch von hinten gekommen, dann hat er ein bisschen gedreht“, beschrieb Brendel die Situation. Ob dies sein letztes olympisches Rennen gewesen ist, wolle er ganz in Ruhe in den nächsten Wochen entscheiden.

Dabei standen die Vorzeichen für einen weiteren Erfolg zunächst bestens. Im Vorlauf und im Halbfinale hatte der Potsdamer noch einmal gezeigt, was in ihm steckt, und war mit starken Rennen in den Endlauf eingezogen. Drei olympische Goldmedaillen hatte er zuvor bereits gewonnen, seine erste 2012 auf dem Lake Dorney in der englischen Grafschaft Buckinghamshire, dann zwei in der Lagune hinter dem Strand von Ipanema in Rio de Janeiro.

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In Tokio erlebte er dagegen vor drei Jahren eine große Enttäuschung – er erreichte das Finale gar nicht. Und war sich auch danach nicht sicher, ob er seine Karriere fortsetzen würde. „Ein absolutes Highlight“ wäre es deshalb, in Paris noch einmal eine Medaille zu gewinnen, hatte er vor den Spielen gesagt.

Allein die Vorbereitung darauf war nicht optimal verlaufen: Die Trainingsgrundlagen legte er im Februar in Florida, insgesamt 450 Kilometer paddelte er in drei Wochen auf dem Fluss, dazu kamen Athletik- und Krafttraining. Dann schränkte eine Rückenverletzung seine Aktivitäten ein, doch mit Platz vier beim Weltcup von Szeged in Ungarn qualifizierte er sich im Mai auf Anhieb für Paris.

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Die Bedingungen allein wollte er für den schwachen Abschluss dort nicht verantwortlich machen: „Wir sind eine Outdoor-Sportart“, sagte er im ZDF-Interview. „Da muss man mit dem Wind leben, so wie er kommt. Ich hatte in London und Rio faire Bedingungen, da hat es gepasst. In Tokio und Paris leider nicht ganz.“

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Author: Maia Crooks Jr

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